Das finden wir gut!

Die Reste-Ritter aus Kiel. Sie ernten/ verarbeiten überzähliges Obst und Gemüse, besuchen aber auch Schulklassen oder Gruppen, um mit ihnen zu kochen. Einst eine Studenteninitiative, mittlerweile eine kleine, sehr bemerkenswerte Firma. https://resteritter.de

Und den passenden Film zum Thema findet ihr hier https://www.ardmediathek.de/video/die-nordreportage/teller-statt-tonne/ndr-fernsehen/.

Die Dörrwerk GmbH aus Berlin. Hier wird vorwiegend aus Äpfeln allerfeinstes Fruchtpapier hergestellt. Mega lecker und mittlerweile auch fast im ganzen Land zu kaufen. Wer mehr wissen möchte: https://doerrwerk.de

Und, was geht sonst noch?

Wir haben euch ja schon an anderer Stelle erzählt, dass wir Zeitungsausschnitte zu unserem Blogthema sammeln. Nach zwei Monaten sah das Ganze so aus:

Die guten Nachrichten haben uns Mut gemacht, weil es schon viele Dinge gibt, die Hoffnung machen. Und die schlechten Nachrichten zeigen uns, dass es jetzt wirklich Zeit wird! Um es noch einmal mit Barack Obama auf den Punkt zu bringen: „Wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen der Klimakrise spürt und die letzte, die etwas dagegen tun kann.“ Und wie ihr ja wisst, hat unser Essen damit jede Menge zu tun.

Aber was genau muss passieren?

Als erstes kommen diese ganzen alten Hüte: möglichst wenige Lebensmittel wegwerfen, bewusst einkaufen und Reste verwerten. Einkochen, Entsaften oder Marmelade zubereiten und damit Früchte aus der Region haltbar machen.

Zweitens Flexitarier werden, denn wenn wir es schaffen, unseren Fleischkonsum auf etwa 470 g pro Person und Woche zu begrenzen, reduzieren wir die enährungsbedingten Treibhausgase um 27 Prozent (Umweltverband WWF).

Das reicht aber nicht, denn drittens muss auch weniger produziert werden. Denn so gut die Idee von foodsharing ist, sie löst das grundsätzliche Problem nicht, es bleibt ein immerwährender Kreislauf.

Und da kommen auch wir Kunden wieder ins Spiel. Denn viertens müssen wir ganz dringend lernen/akzeptieren, dass nicht immer alles verfügbar sein kann. Nicht zu jeder Tageszeit und auch nicht das ganze Jahr über. Wir müssen es cool finden, wenn mal etwas alle ist und wir uns auf frische Ware freuen können. Das können aber nicht die Kunden allein wuppen.

Dazu müssen fünftens Gesetze erlassen werden, die Überproduktion teuer werden lassen. Es muss sich in Zukunft lohnen, nichts wegzuwerfen. Regionale Produkte müssen nicht zusätzlich ins Sortiment, sondern stattdessen.

Es ist also noch ein bisschen was zu tun, aber wir sind zuversichtlich und bleiben am Ball.

Hat essen etwas mit dem Klima zu tun?

Ja, hat es! In der letzten Zeit haben wir uns mit dem Treibhauseffekt beschäftigt. Danke an Checker Tobi, dem es mit dem Klima-Check gelungen ist, komplizierte Dinge einfach zu erklären. Kompliziert bleiben sie trotzdem, weil immer so viele Sachen miteinander zusammenhängen. Das Ergebnis präsentieren wir euch diesmal als Video. Tausend Dank an Christoph, der viele Stunden Arbeit investiert hat:

Übrigens, wenn wir in den Industrieländern die Lebensmittelverschwendung nur um die Hälfte reduzierten, hätte das auf das Weltklima denselben Effekt, als ob jedes zweite Auto stillgelegt würde. (Valentin Thurn, Frisch auf den Müll)

Frisch in den Müll

Ein Film von Valentin Thurn über die weltweite Lebensmittelverschwendung. Unser Prädikat: Besonders empfehlenswert!

Schülerstimmen

Mary: „Ganz ehrlich, ich würde nie Sachen essen, die abgelaufen sind.“

Justin: „Oh Mann, nur weil das MHD abgelaufen ist, sind die Sachen doch nicht schlecht. Du musst einfach riechen, gucken und schmecken, dann merkst du sofort, ob es noch gut ist. Das kapier ich nicht. Salz zum Beispiel liegt Millionen Jahre in der Erde und in der Packung ist es dann noch zwei Jahre haltbar?“

Maike: „Also was ich total krass fand, war das viele weggeworfene Brot und die Brötchen. Solche Massen auch bei den anderen Lebensmitteln, das hätte ich nicht geglaubt. Ich hab mir den Film sogar zweimal angesehen. Ich find ja gut, dass aus den weggeworfenen Sachen Strom gemacht wird oder Tiere gefüttert werden. Aber es wär schon besser, wenn das erst gar nicht im Müll landet.“

Zeyenep: „Das mit den Möhren oder Kartoffeln, echt, ich versteh das nicht. Die waren entweder zu krumm, zu groß, zu dick oder zu klein und werden dann einfach aussortiert. Das hat mit dem Geschmack doch gar nichts zu tun.“

Finja: „Und Eier sollen auch immer gleich groß sein, dabei gibt´s das in der Natur gar nicht.“

Marc: „Bei den Tomaten wird sogar aussortiert, wenn die Farbe nicht stimmt. Da gibt es so eine Farbskala.“

Amy: „Ich fand irre, wie viel gute Lebensmittel die Mülltaucher in den Tonnen bei den Geschäften gefunden haben. Da waren ganze Paletten mit Quark und Joghurt drin. Und alles umsonst.“

Kim: „Dass man so viel gutes Essen in der Tonne findet, hätt ich nicht gedacht. Ich find das auch gut, wenn Leute das Essen retten oder es zu den Tafeln geht. Aber wenn gleich wieder so viel neue Ware kommt, ändert sich ja nichts.“

Bela: Ich war richtig sauer, als ich die Massen an Fisch gesehen habe, die jeden Tag im Müll vom Großmarkt landen, weil sie nicht verkauft werden. Es gibt doch immer weniger Fische in den Meeren, einige sind vom Aussterben bedroht. Das ist so unlogisch, was da passiert.“

Sam: „Das mit den krummen Möhren fand ich auch richtig blöd und das mit Kamerun. Die Bananenfirma nimmt den Bauern immer mehr Land weg, weil sie immer mehr Bananen anbaut. Bei uns landen die dann oft im Müll. Die Bauernfamilie hat kein Geld für Medizin und Fleisch gibt es nie. Das ist gemein.“

Und warum ist das so?

Weil immer alles verfügbar sein muss, bis Ladenschluss. Deshalb steht immer mehr Ware in den Regalen als verkauft werden kann.

Weil es eine riesige Auswahl an Lebensmitteln gibt und die Kunden nur 1A-Produkte kaufen.

Hat unsere Lebensmittelverschwendung etwas mit dem Hunger auf der Erde zu tun?

Ja! So produzieren wir zum Beispiel mehr Brot und Brötchen, als verzehrt werden können. Der Bedarf an Weizen steigt und dadurch auch der  Preis auf dem Weltmarkt. Die armen Länder können sich den Weizen nicht mehr leisten und kein Brot mehr backen. Deshalb hat es schon Kriege gegeben, Hunger macht wütend.

Der Film ist vor über 10 Jahren gedreht worden. Hat sich in der Zwischenzeit schon etwas verändert?

Auf jeden Fall, regionale Lebensmittel, Verkaufsautomaten, Tafeln, Lebensmittelretter-Initiativen, das Bewusstsein der Menschen ändert sich gerade. Aber es gibt noch sehr, sehr viel zu tun…….

too good to go

Auch wieder so etwas Neues. Danke an Jonas für die Info. Unter toogoodtogo.de findet ihr eine App zum Herunterladen. Sie zeigt euch Geschäfte in eurer Nähe, die sich an dem Projekt beteiligen. Ihr könnt zu einem vergünstigten Preis eine Überraschungstüte mit Lebensmitteln ordern, die ihr dann kurz vor Ladenschluss abholt. Und das gibt es tatsächlich auch bei uns auf dem Land: Bäckerei Hesse in Grasleben und real-kauf in Helmstedt beteiligen sich daran.

foodsharing? Noch nie gehört!

Wir auch nicht, bis zu unserer Knobichip-Aktion auf dem Wochenmarkt. Dort erfuhren wir von Mira Berge, foodsharing – Botschafterin aus dem Landkreis Helmstedt und Initiatorin einer entsprechenden Facebookgruppe. Nach einem ausführlichen Telefoninterview wussten wir Bescheid: Es geht ganz einfach darum, noch essbare Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Man registriert sich online, muss dafür allerdings mindestens 18  sein und kann dann Lebensmittel einstellen, um sie zu verschenken. Oder  guckt für sich, ob es etwas gibt, das man selbst gern haben möchte. Mehr darüber erfahrt ihr unter foodsharing.de

Frau Berge ist aber auch foodsaver und holt zwei- bis dreimal wöchentlich Lebensmittel von Betrieben in der Region Braunschweig ab. Die landen dann bei ihr zuhause und warten auf ihre Essensretter. Ärgert man sich bei so großem ehrenamtlichem Engagement auch gelegentlich über etwas? Auf alle Fälle, so Frau Berge,  und zwar immer wieder darüber, wie leichtfertig Lebensmittel weggeworfen werden. Es stecken Ressourcen darin, die unnötig verschwendet werden:  Menschen haben dafür gearbeitet, es wird Energie verbraucht und es entsteht Verpackungsmüll. Ganz schlimm findet sie das bei tierischen Produkten. Da haben Tiere unter Umständen ihr Leben gelassen oder unter schlimmen Bedingungen gelebt und enden trotzdem in der Tonne.

Wer in Königslutter aktiv werden möchte, ist herzlich dazu eingeladen: Betriebe, die Lebensmittel an die Gruppe abgeben, Privatleute, die in ihrem Garten Obst haben, das sie nicht selbst verwerten können. Oder Landwirte, die ihre Äcker zum Abstoppeln freigeben. Aber es werden auch Leute gesucht, die die geretteten Lebensmittel abnehmen. Kontakt: Lebensmittel-teilen-lehre@gmx.de

Und dann hatte sie noch einen Tipp für uns: Frisch in den Müll – eine Dokumentation von Valentin Thun, Prädikat absolut empfehlenswert. Haben wir geguckt, Frau Berge und sind immer noch geflasht. Aber davon später mehr.

Kann man das noch essen oder muss das weg?

Justin, Fachmann fürs Mindesthaltbarkeitsdatum

Das wichtigste zuerst, das MHD ist kein Wegwerfdatum. Wenn die Verpackung noch zu ist, könnt ihr ganz einfach herausfinden, ob man den Inhalt noch essen kann: Schmeckt es gut, riecht es gut, sieht es gut aus? Dann ist es auch noch gut! Den ersten Platz belegte bei unseren Nachforschungen ein Paket Speisequark, mehr als 8 Monate über dem MHD und noch tip-top in Ordnung. Dicht gefolgt von einem Becher Schlagsahne, die sich 6 Monate nach Ablauf des MHD noch wunderbar steif schlagen ließ. Habt ihr mehr zu bieten? Dann schreibt uns über das Kontaktformular.

Amy, Fachfrau fürs Verbrauchsdatum

Mit diesem Datum sieht es ganz anders aus. Es steht auf Produkten, die leicht verderben, zum Beispiel roher Fisch, Hackfleisch oder Geflügel. Auf der Packung steht, bis wann es verbraucht und bei welcher Temperatur es gelagert werden muss. Danach muss es wirklich in die Tonne! Also behaltet euern Kühlschrank immer schön im Blick.

Und was ist mit Schimmel?

Nachdem wir die Checkliste der Verbaucherzentrale Hamburg: So erkennen Sie, ob Lebensmittel noch gut sind (http://www.vzhh.de) durchgearbeitet hatten, brachte es Mary auf den Punkt. Schimmel ist ekelig und ungesund. Deshalb gehört auch fast alles, was schimmelig ist, in die Tonne. Wie, nur fast alles?? Es gibt ein paar klitzekleine Ausnahmen: Bei Fruchtaufstrichen, die einen Zuckeranteil von mindestens 50% enthalten und Hartkäse darf man den Schimmel großzügig entfernen und die Sachen dann trotzdem essen. Wenn ihr in einer Erdbeerschale eine schimmelige Frucht entdeckt, nur den Übeltäter wegwerfen. Den Rest schön abwaschen und bald aufessen.

Habt ihr Lust auf mehr Schimmel- und Ekelgeschichten? Dann empfehlen wir euch den Ekel-Check von Checker Tobi…..

Lebensmittel landen im Müll

Fast 1000 Millionen Tonnen Lebensmittel sind 2019 weltweit im Müll gelandet. In einer Studie der Vereinten Nationen wurden die Mülleimer von Privatwohnungen, Restaurants, Läden und anderen Essensanbietern aus 54 Ländern untersucht. Dabei berücksichtigen die Experten sowohl essbare Abfälle als auch nicht essbare Reste wie Knochen und Schalen. Diese Menge ist sehr schwer vorstellbar. Sie passt auf 23 Millionen Lkw. Würde man sie aneinanderstellen, käme man damit siebenmal um die Erde (einmal: etwa 40.000 km). Krass, oder? Bei der Müllmenge macht es übrigens keinen Unterschied, wie wohlhabend die untersuchten Länder sind. Quelle: Braunschweiger Zeitung vom 05.03.2021

Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft werden in Deutschland jedes Jahr ungefähr 12 Milllionen Tonnen Lebensmittel im Müll entsorgt. Etwa die Hälfte davon stammt aus privaten Haushalten. Das sind ganze 75 kg pro Person (Stand 2019) und damit wirft jeder von uns 25 % der eingekauften Lebensmittel weg. Bei einer Familie mit 2 Kindern sind das 300 kg, die pro Jahr in der Tonne verschwinden. Und noch ein Untersuchungsergebnis: Jüngere Menschen werfen tendenziell mehr verwertbare Lebensmittel weg als ältere.

Und was sagen die SchülerInnen dazu?

Sie waren schockiert über die Menge an Essen, die weggeworfen wird. Finja und Amy stellten die Zahlen aber in Frage: „Nie im Leben schmeißen unsere Familien so viel weg“, waren sich beide sicher. Stimmt wahrscheinlich, also schloss sich eine Stunde zum Thema Durchschnittswert an. Ganz schön kompliziert, aber am Ende war klar: Wenn manche viel weniger wegwerfen, dann muss es bei anderen viel mehr sein.

Domenik fand auch, dass dieses ganze Wegwerfen schlimm ist. Bezogen auf die Lebensmittel, die in Supermärkten und Discountern im Müllcontainer landen, steht für ihn aber fest: „Das ist eben so, da kann man nichts machen.“ Mal sehen, vielleicht finden wir ja jemanden, der weiß, ob sich in den letzten Jahren etwas geändert hat oder tatsächlich alles beim Alten geblieben ist.

Fragebogen Lebensmittelverschwendung

Am Anfang geht es ja immer darum, den Status quo zu erheben, um daraus Arbeitsschwerpunkte abzuleiten. Also entwickelten wir im Homeschooling einen Fragebogen. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Amy, die sich dabei besonders engagiert hat. Beantwortet haben die Fragen Familienangehörige, Freunde und Beschäftigte unserer Schule, alle eben, die wir unter Coronabedingungen erreichen konnten. Die Auswertung erfolgte mit einer Gruppe Präsenzschüler, die auf diese Weise gleich etwas über Statistik gelernt haben! So, und nun zu den Ergebnissen:

1. Die überwiegende Mehrheit der Befragten wirft gelegentlich Lebensmittel weg.

2. Dafür werden folgende Gründe genannt (Mehrfachnennungen waren möglich): weil sie abgelaufen (88 %) oder verdorben (38 %) sind, sie nicht schmecken oder zu viel eingekauft bzw. gekocht wurde (29 %) oder sie nicht mehr so gut aussehen (20 %).

3. Am häufigsten werden Brot und Brötchen weggeworfen, gefolgt von Milchprodukten, Gemüse, Resten vom Mittagessen, Obst, Wurst und zu guter Letzt Fleisch.

4. Die meisten weggeworfenen Lebensmittel landen im Kompost oder in der grünen Tonne (79 %). Darüber hinaus verfüttern ein Drittel der Befragten geeignete Lebensmittelreste an Haustiere.

5. Ihr Verhalten ändern würden gern 59 % der Befragten, 12 % sind unentschlossen und 29 % sehen keinen Grund dafür.

6. Warum eine Verhaltensänderung trotzdem oft sehr schwierig ist, wurde mit folgenden Aussagen erklärt:

– schlechte Einkaufsplanung, mangelnde Absprachen, zu große Packungen, unregelmäßige Arbeitszeiten, fehlende Zeit, eingefahrene Gewohnheiten

– man kauft mehr als nötig, Lebensmittel rutschen im Kühlschrank nach hinten und werden dort vergessen

– fehlende Planung von Resteverwertung

– trotz guter Planung sind Rest unvermeidbar

– Schwierigkeiten beim Abschätzen der benötigten Mengen, weil die Vorlieben der Familienmitglieder nicht immer gut einzuschätzen sind.